Ein Weihnachtsbaum steht Kopf – moderne Dekoration?
Keinesfalls! Den Weihnachtsbaum, auch kopfüber, an die Wohnzimmerdecke zu hängen war bis im 20. Jahrhundert durchaus vor allem im Osten Deutschlands als Brauch weit verbreitet.
So zeigt beispielsweise der Holzschnitt „Deckenbaum“ von Hugo Brückner den Tannenbaum im Wandsbeker Schloss zu Weihnachten 1796 … von der Decke hängend!
Früher waren die Weihnachtsbäume nicht beleuchtet, Kerzen aus Bienenwachs waren zu teuer und deshalb wurden sie von den besser betuchten Bürgern oder dem Adel verwendet. Häufiger waren Kerzen aus Talg, die in Walnusshälften gegossen wurden. Durch die Erfindung von Stearin (1818) und Paraffin (1837) konnten dann günstigere Kerzen hergestellt werden.
Dank der heutigen Lichterketten wäre der Baum an der Decke gar keine so schlechte Idee, auf alle Fälle platzsparend.
Denkt man an unsere Kleinen, ist dies eine sicherere Variante zum hübschen Tannenbaum im Christbaumständer und für die übermütigen, verspielten Vierbeiner, für die, die nicht klettern können, eine schöne Alternative.
Der Christbaumbehang war um das 18. Jahrhundert herum fast ausschließlich essbarer Baumbehang.
Gebäck und Süßigkeiten wie Lebkuchen, Plätzchen, Marzipan oder Zuckerstangen, aber auch Äpfel und Nüsse haben zum verbotenen Naschen geradezu eingeladen. Deshalb hieß der Weihnachtsbaum regional auch Zuckerbaum.
Da es den sogenannte Christbaumschmuck vor dem 19. Jahrhundert nicht zu kaufen gab, wurde in den Familien viel gebastelt. Hierzu diente Stroh, Papier oder Watte. Dies hielt sich bis ins 20. Jahrhundert hinein und wurde dann nach und nach durch eingeführten Glasschmuck, hergestellt durch Heimarbeiter in Thüringen (seit der Mitte des 19. Jahrhunderts), und industriell gefertigtes Lametta vervollständigt.
Der Geist der Weihnacht
Dass der Zauber von Weihnachten uns auch heute noch glücklicherweise emotional erwischt, hat viel mit unserem Brauchtum zu tun.
Es ist schön, dass auch heute noch viele Familien zu Hause mit ihren Kindern gemeinsam basteln, backen, dabei singen und Weihnachtsgeschichten erzählen.
Auch in Kindertagesstätten und Grundschulen wird dies in der Vorweihnachtszeit bis heute noch gepflegt. Zu den vielen Weihnachtsdekorationen, die es heute zu kaufen gibt, sind es oft die selbst gebastelten Dekorationen unserer Kinder, die uns jedes Jahr aufs Neue von Herzen erfreuen. Hier ist es oft die eigens gesammelte Beute vom Herbst, die als guter, geeigneter und schöner Bastelwerkstoff dient.
Liebevoll dekorierte Räume in schönem Kerzen- und Lichterschein lassen uns in der dunklen Jahreszeit die kurzen Tage vergessen, sie hellen unsere Stimmung auf und sorgen für Geborgenheit und Behaglichkeit.
Mein Weihnachtsgeschichtentipp für Sie ist die Geschichte von der Autorin Marianne Kaindle. Sie handelt „Vom kleinen Michel, der das Christkind sehen wollte“ . Diese Geschichte habe ich unzählige Male meinen Kindern, als sie klein waren, vorgelesen. Sie stammt aus einem Tchibo-Heftchen, was es früher in den 60er Jahren als kostenlose Beigabe zum Einkauf in die Einkaufstüte gab. Es ist schon ganz zerfleddert, aber ich hüte es wie einen Schatz und ich lese mir diese Geschichte, wie früher als Kind, auch heute noch selber vor. Das ist mein Tor zum Weihnachtsgefühl.
Jeder hat sein eigenes Tor zum Weihnachtsgefühl.
Wenn die Kinder klein sind, dann wird Weihnachten auch wieder für uns Erwachsene erlebbar, es fühlt sich an, als würden unsere Herzen wachsen, und dieses Gefühl bringt uns in die Zeit der dankbaren Freude und des Staunens zurück.
Man wird älter, die Kinder sind groß und dann scheint es fast so, als würden diese wunderschönen Gefühle in den Hintergrund gedrängt und man fragt sich erstaunt, ob sie noch kommen, oder man befürchtet, dass man sie bereits verloren hat.
Früher konnte man es nicht erwarten, dass endlich Weihnachten war und heute ist man erschrocken darüber, dass schon wieder Weihnachten ist und das Jahr sich dem Ende zuneigt. Während der Alltag mit allem Drum und Dran gelebt wird, hetzt man der Zeit hinterher.
Alle Jahre wieder – die Kunst sich nicht zu verzetteln?
Vielleicht ist es einfach nötig sich in den Wochen vor Weihnachten rigoros, liebevoll und ehrlich zu fragen, was man tun kann, um sich nicht von der allgemeinen Hektik anstecken zu lassen.
Was ist zu tun, damit man Zeit hat für die wirklich herzerwärmenden Dinge, die nötig sind, um den Hauch und Zauber eines Weihnachtsgefühls zu erhaschen?
Das Zauberwort heißt zurück zur „Gemeinsamkeit“.
Vielleicht verfällt man einfach nicht mehr in den Geschenkekaufmarathon, in dem man sich darauf einigt, dass die Kinder bis zum jungen „Erwachsenenalter“ beschenkt werden, und alle anderen freuen sich mit, wenn die Kinderaugen beim Auspacken leuchten.
Vorbereitungen wie das Backen von Plätzchen oder die Besorgungen zum Weihnachtsmenü und das Zubereiten des Festmahls werden gemeinsam zelebriert und wenn man seine eingerosteten Stimmbänder nicht einsetzen will, dann gibt es wunderschöne Weihnachtsmusik zum Abspielen.
Die Überzeugungsarbeit, die man vielleicht leisten muss, kostet sicherlich beim ersten Mal Nerven, aber dann wenn mehrere Leute einen Teil Weihnachtsvorbereitung auf den Schultern tragen, kann sich das Wunder vom Geist der Weihnacht wieder einstellen und das Tor zum Weihnachtsgefühl öffnet sich.
Ich sende Ihnen liebe Weihnachtsgrüße, wünsche Ihnen eine frohe Weihnachtszeit voller Herzensfreude. Kommen Sie gut in das neue Jahr.
Für 2020 wünsche ich Ihnen Gesundheit, Lebensfreude, Frieden und unzählige wunderschöne Momente.
Freue mich sehr auf Ihre E-Mail!
Von Herzen